Die elektrochemische Spannungsreihe ist ein zentrales Konzept in der Chemie und Elektrotechnik, das die Spannungsunterschiede zwischen verschiedenen Metallen beschreibt, wenn diese in einen Elektrolyten getaucht werden. Diese Spannungsreihe ist besonders wichtig, um das elektrochemische Verhalten von Metallen vorherzusagen und zu verstehen, wie Metalle in Kontakt mit einem Elektrolyten miteinander reagieren.
Die Spannungsreihe der Metalle ordnet die Metalle nach ihrem Bestreben, Elektronen abzugeben oder aufzunehmen, wenn sie in einem Elektrolyten vorliegen. In der Spannungsreihe stehen Metalle, die leichter Elektronen abgeben (und damit leichter oxidiert werden), weiter links. Diese Metalle sind in der Regel unedler und reaktiver. Im Gegensatz dazu stehen Metalle, die Elektronen nur schwer abgeben und weniger reaktiv sind, weiter rechts in der Spannungsreihe. Diese Metalle sind als edel bekannt und sind weniger anfällig für Korrosion.
Die Spannung, die zwischen zwei Metallen entsteht, wenn sie in einen Elektrolyten getaucht werden, ist umso größer, je weiter die Metalle in der Spannungsreihe auseinanderliegen. Diese Spannung lässt sich messen und nutzen, um beispielsweise die Korrosionswahrscheinlichkeit von Metallen in einer bestimmten Umgebung vorherzusagen.
Die elektrochemische Spannungsreihe Tabelle ist ein nützliches Werkzeug, das die Metalle nach ihrem Standardelektrodenpotenzial anordnet. Dieses Potenzial gibt an, wie leicht ein Metall Elektronen abgibt und dadurch oxidiert wird.
Hier ist eine vereinfachte Darstellung der Spannungsreihe:
Metall |
Standardelektrodenpotenzial (relativ zu H₂, in Volt) |
Aluminium |
-1,66 |
Zink |
-0,76 |
Eisen |
-0,44 |
Nickel |
-0,25 |
Zinn |
-0,14 |
Blei |
-0,13 |
Wasserstoff |
0,00 |
Kupfer |
+0,34 |
Silber |
+0,80 |
Gold |
+1,50 |
Diese Tabelle zeigt, dass Metalle wie Aluminium, Zink und Eisen relativ unedel sind und leicht oxidieren, während Metalle wie Silber und Gold edel sind und nur schwer oxidieren. Die Position eines Metalls in der Spannungsreihe gibt somit wertvolle Hinweise auf seine chemischen Eigenschaften und seine Reaktivität.
Das Wissen über die elektrochemische Spannungsreihe hat praktische Anwendungen, insbesondere bei der Arbeit mit unterschiedlichen Metallen, die in Kontakt miteinander stehen. Ein klassisches Beispiel ist die Verbindung von Aluminium- und Kupferleitern. Aluminium steht in der Spannungsreihe weiter links als Kupfer, was bedeutet, dass es unedler ist und leichter oxidiert. Wenn diese Metalle in Anwesenheit eines Elektrolyten, wie beispielsweise feuchter Luft, verbunden werden, kann es zu galvanischer Korrosion kommen, bei der das Aluminium korrodiert und zerstört wird.
Um dieses Problem zu vermeiden, verwendet man oft eine Zwischenlage aus Kupalblech, das aus einer Kombination von Kupfer- und Aluminiumblech besteht. Diese Zwischenlage reduziert das Risiko der Korrosion, indem sie eine Schutzschicht zwischen den beiden unterschiedlichen Metallen bildet.
Ein weiteres praktisches Beispiel ist die Erdung von elektrischen Anlagen. In Gleichstromanlagen wird häufig der Pluspol geerdet, um sicherzustellen, dass alle Kontakte und Verbindungen negativ (Kathode) gegenüber der Umgebung sind. Dies minimiert die Korrosionsgefahr, da der negative Pol weniger anfällig für oxidative Prozesse ist. In der Kraftfahrzeugtechnik wird der Minuspol auf Massepotential gelegt, was aus historischen Gründen geschieht, da man früher annahm, dass der Strom von Minus nach Plus fließt (technische Stromrichtung).
Die Spannungsreihe der Metalle findet auch in vielen anderen Bereichen Anwendung. In der Elektrochemie wird sie beispielsweise genutzt, um die Tendenz eines Metalls zur Bildung von Ionen in Lösungen vorherzusagen. Dies ist wichtig für die Entwicklung von Batterien, Korrosionsschutzsystemen und vielen anderen technischen Anwendungen.
In der industriellen Metallverarbeitung hilft das Verständnis der elektrochemischen Spannungsreihe dabei, geeignete Metalle für bestimmte Umgebungen auszuwählen, um Korrosionsschäden zu minimieren. So wird beispielsweise in maritimen Umgebungen, in denen Metallstrukturen ständig mit Salzwasser in Kontakt kommen, besonderes Augenmerk auf die Wahl korrosionsbeständiger Metalle gelegt.
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